Hormonfreie Verhütung: Diese (natürlichen) Alternativen gibt es

Immer mehr junge Frauen stehen der Pille als standardisierte Verhütungsmethode skeptisch gegenüber, weil sie ihrem Körper nicht täglich Hormone zuführen wollen. Glücklicherweise gibt es auch eine Vielzahl an hormonfreien Verhütungsmethoden sowie Möglichkeiten der natürlichen Empfängnisverhütung. Die Vor- und Nachteile im Check.  

Noch vor wenigen Jahren war es gefühlter Standard, dass jede junge Frau, die bei der Gynäkologin oder dem Gynäkologen über Regelbeschwerden und unreine Haut geklagt hat, nahezu automatisch die Pille verschrieben bekommen hat. Kein Wunder, dass die Pille lange auch in Sachen Verhütung an vorderster Front stand. Doch ihr Image verliert zusehends an Farbe. 

Viele junge Frauen wünschen sich hormonfreie Verhütung

Viele junge Frauen möchten gerne auf den zum Teil jahrzehntelang andauernden Hormonkonsum verzichten und suchen nach Alternativen. Vor allem auch, weil mit der hormonellen Verhütung – zu der auch das Hormonpflaster, die Hormonspritze, die Hormonspirale, das Hormonimplantat oder der Verhütungsring zählen – immer wieder auch Nebenwirkungen einhergehen. Dazu zählt beispielsweise auch die vermehrte Anfälligkeit für Scheideninfektionen. Darum wird Frauen, die hormonell verhüten, oft dazu geraten, mit natürlichen Milchsäurebakterien ihr intimes Gleichgewicht mit regelmäßigen Kuren zu unterstützen.

Sicherheit von hormoneller und hormonfreier Verhütung mit Pearl Index angegeben

Doch in Punkto Verhütung müssen es nicht zwingend Hormone sein. Es gibt Alternativen. Einige davon sind zuverlässiger als andere. Die Zuverlässigkeit von Verhütungsmethoden wird mit dem  Pearl Index angegeben. Er sagt aus, wie viele von hundert Frauen, die ein Jahr lang ein bestimmtes Verhütungsmittel anwenden, trotzdem schwanger werden. Je kleiner der Pearl Index also ist, desto sicherer ist die Methode. 

Die Pille hat einen Pearl Index von 0,1 bis 0,9. Das heißt, dass statistisch weniger als eine Frau pro Jahr bei sachgemäßer Pillenanwendung schwanger wird. Das ist gut. Aber wie schneiden andere Methoden ab? Wir haben für euch natürliche und hormonfreie Verhütungsmethoden einem Check unterzogen:

Hormonfrei verhüten mit Kondom

Kondome haben einen unschlagbaren Vorteil im Vergleich zu allen anderen Verhütungsmethoden: Sie sind das einzige Verhütungsmittel, das auch vor der Übertragung von Geschlechtskrankheiten schützt. Im Vergleich zur Pille ist es aber deutlich weniger sicher. Der Pearl Index liegt bei 2 bis 12! Wer natürlich verhütet und in der Zeit der fruchtbaren Tage trotzdem Sex haben möchte, kann in dieser Zeit ebenso auf das Kondom zurückgreifen.

Hormonfreie Verhütung durch verschiede Arten der Spirale

Die Spirale gibt es heute nicht mehr nur in ihrer klassischen Kupferversion, sondern auch in Silber und in Gold. Sie wird zu einem bestimmten Zeitpunkt im Zyklus durch Gynäkologinnen oder Gynäkologen gesetzt und besticht durch ihre besondere Sicherheit: Die Kupferspirale hat einen Pearl Index von 0,3 bis 0,8. Und entgegen hartnäckiger Mythen kann sie dank immer neu entwickelter, zum Teil kleinerer Modelle, auch jungen Frauen und Frauen, die noch kein Kind geboren haben, eingesetzt werden. 

Frauen, die eine besonders starke und schmerzhafte Regelblutung haben, wird jedoch von Kupferspiralen abgeraten. Denn zu den typischen Nebenwirkungen gehören anfänglich stärkere Menstruationen und auch Zwischenblutungen, die sich normalerweise nach spätestens einem halben Jahr aber wieder einpendeln sollten. Die Anschaffungskosten für die Spirale liegen je nach Modell ca. zwischen 350 und 550 Euro. Das mag auf den ersten Blick sehr teuer erscheinen. Bedenkt man aber, dass eine Spirale bis zu fünf Jahre wirkt, sind die monatlichen Kosten teilweise sogar geringer, als es je nach Hersteller bei der Pille der Fall ist.

 „Natürliche Familienplanung“ (NFP) als hormonfreie Verhütung

Als NFP wird die „Natürliche Familienplanung“ bezeichnet, bei der es darum geht, den eigenen Zyklus bzw. den Zeitpunkt des Eisprungs ohne verhütende Hilfsmittel zu berechnen, um in der fruchtbaren Phase auf Sex zu verzichten oder zusätzlich mit Kondom zu verhüten. Dafür gibt es gleich mehrere Möglichkeiten. 

Kalendermethode: Dabei berechnet man den Zeitpunkt seines Eisprungs und verzichtet einige Tage davor und zwei bis drei Tage danach auf Geschlechtsverkehr. Mit dieser Methode werden aber 9 von 100 Frauen schwanger. Ganz einfach, weil Infektionen, Stress und viele andere Umstände auch einen ansonsten auf die Stunde pünktlichen Zyklus durcheinander bringen können. Und Achtung: Spermien können bis zu fünf Tage im Körper der Frau überleben.
Temperatur messen: Gemeint ist damit die Basaltemperatur, die Frauen bei dieser Methode jeden Morgen vor dem Aufstehen messen. Diese Aufwachtemperatur ist in der ersten Zyklushälfte niedriger als in der zweiten. Nach dem Eisprung steigt sie an. Dabei handelt es sich allerdings um zum Teil so geringe Anstiege, dass die Methode viel Erfahrung, eine absolut genaue Messung und einen regelmäßigen Schlafrhythmus erfordert. Da auch die Körpertemperatur anfällig für Störungen im Außen ist, ist die Temperaturmessmethode gerade für Unerfahrene für sich alleine genommen nicht besonders sicher. 
Zervixschleim beobachten: Diese Methode wird auch Billings-Methode genannt. Dabei untersuchen Frauen mittels Tasten ihren Muttermund sowie ihren Zervixschleim auf Fruchtbarkeitshinweise. Während der fruchtbaren Phase ist der Muttermund weicher, liegt höher und ist leicht geöffnet. Der Zervixschleim nimmt rund um den Eisprung eine wässrige bis spinnbare Konsistenz an. Auch hier braucht es für Zuverlässigkeit einiges an Erfahrung und Frauen müssen ihren Körper gut kennen. Wird die Billings-Methode mit der Basaltemperaturmethode kombiniert, spricht man von der Symptothermalen Methode. Diese hat bei richtiger Anwendung und gleichzeitigem Verzicht auf Sex in der fruchtbaren Phase sogar einen sehr guten Pearl Index von 0,4 bis 1,8.
Ovulationstest: Mit so genannten Ovulationstests wird der Anstieg eines Hormons im Urin gemessen, das den Einsprung auslöst. Diese Tests gibt es sowohl in klassischer Urintestform als auch in Form digitaler Fruchtbarkeitscomputer. Die Methode wird vorwiegend von Frauen angewendet, die bei Kinderwunsch (Link /kinderwunsch) ihre fruchtbaren Tage genauer eingrenzen wollen. Sie kann aber auch im umgekehrten Sinn verwendet werden. Sicher ist diese Methode nur bedingt, da der messbare Anstieg des den Einsprung auslösenden Hormons recht knapp am Eisprung selbst liegt. Da Spermien mehrere Tage im Körper der Frau überleben können, kann man sich damit ordentlich verkalkulieren.

Hormonfrei verhüten mit der Kupferkette

Die Kupferkette wirkt ähnlich wie die Spirale, ist aber im Gegensatz dazu deutlich kleiner und daher oft besonders für junge Frauen wesentlich besser geeignet. Sie lässt sich sicher in der Gebärmutter verankern und ist dabei sehr flexibel. Außerdem weist sie geringere Nebenwirkungen als die klassische Spirale auf und sorgt im Gegensatz zu ihr meist auch nicht für eine verstärkte Regelblutung. Dazu ist die Kupferkette auch eine sehr verlässliche hormonfreie Verhütung. Ihr Pearl Index liegt zwischen 0,1 und 0,5. Leider kommt es manchmal vor, dass diese Kupferketten sich nicht so gut in der Gebärmutter verankern und sich vorzeitig lösen.

Hormonfreie Verhütung durch Diaphragma

Das Diaphragma wird vor dem Geschlechtsverkehr so in die Scheide eingeführt, dass es den Muttermund bedeckt und so verhindert, dass Spermien eindringen können. Alleine damit wäre es allerdings noch nicht getan, daher muss ein Diaphragma immer gleichzeitig mit einem Spermizid – also einer die Spermien abtötenden Salbe verwendet werden. Das richtige Einsetzen des Diaphragmas erfordert darüber hinaus einiges an Übung und die Wahl des richtigen Zeitpunkts. Denn wenn es zu früh vor dem Geschlechtsverkehr eingesetzt wird, kann das die Wirkung herabsetzen. Diese Planungsvorbereitungen haben mit ziemlicher Sicherheit einen Einfluss auf die Spontanität des Sexuallebens. Bei richtiger Anwendung ist der Pearl Index des Diaphragmas dennoch ziemlich groß. Er beträgt zwischen 1 und 20! 

Kupferball als hormonfreie Verhütung

Der Kupferball wirkt ebenso wie die Kupferspirale, hat aber einen besonderen Vorteil: Nach dem Einsetzen schmiegt er sich an die Gebärmutter an und verhindert so Irritationen oder Verletzungen der Gebärmutterschleimhaut. Der Kupferball mit einem Pearl Index von 0,3 bis 0,8 kann sehr schmerzarm eingesetzt werden und bis zu fünf Jahre wirken. 

Weitere hormonfreie Verhütungsmethoden

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass es mit bestimmten Zäpfchen, Gels und Cremes auch noch chemische Verhütungsmethoden gibt. Diese bewähren sich allerdings für sich alleine genommen nicht wirklich: Der Pearl Index liegt bei drei bis 21! Auch das „Kondom für die Frau“ schneidet beim Pearl Index schlecht ab. Zwischen fünf und 25 von 100 Frauen, die darauf setzen, werden innerhalb eines Jahres trotzdem schwanger. Abgesehen davon, dass viele Frauen diese Verhütungsmethode als eher störend für die Lust empfinden. Auch die Scheidenflora kann durch die chemische Verhütungsmethoden aus dem Gleichgewicht geraten.

Quelle: https://www.profamilia.de/themen/verhuetung/pearl-index  
https://www.womanandhealth.at/gynaekologie/verhuetung/kupferkette/ 

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