Ist Sex eigentlich während der Schwangerschaft ok? Soll ich während der Schwangerschaft besonders auf meine intime Gesundheit achten? Stimmt es, dass man vor der Geburt einen Einlauf kriegt? Und verändert sich mein sexuelles Empfinden nach der Entbindung? Wir haben 10 ehrliche Antworten für euch auf häufige Fragen gesammelt, die sich viele Frauen nicht stellen trauen.
Was darf ich während der Schwangerschaft essen? Wann wird der errechnete Entbindungstermin sein? Auf welche Nährstoffe soll ich in den unterschiedlichen Stadien der Schwangerschaft achten? Was ist das beste Krankenhaus in der Umgebung für die Entbindung? All das sind Fragen, die sich schwangere Frauen meist ganz ungezwungen den behandelnden Gynäkologen oder die Frauenärztin fragen trauen. Aber dann gibt es auch noch andere Fragen, die viele Frauen rund um das Thema „Schwangerschaft und Geburt“ haben, die sie leider häufig zurückhalten. Daher haben wir einige davon für euch beantwortet.
1. Darf ich während der Schwangerschaft Sex haben?
Ja! Du darfst während der Schwangerschaft Sex haben. Besonders im zweiten Trimester finden einige Frauen Sex sogar besonders lustvoll. Und deinem Baby kann dabei auch gar nichts passieren. Mutter Natur hat es so eingerichtet, dass dein Kind in der Gebärmutter gut geschützt ist. Nur bei bestimmten Formen von Risikoschwangerschaften solltet ihr auf Geschlechtsverkehr verzichten. Frage hier am besten deinen Frauenarzt oder deine Gynäkologin. Am Ende der Schwangerschaft kann Sperma übrigens sogar wehenfördernd sein. Aber hier brauchst du dich nicht ängstigen: Das gilt bei einer komplikationslosen Schwangerschaft nur dann, wenn dein Körper und dein Baby auch wirklich bereit dafür sind.
2. Gibt es einen Grund für besondere Maßnahmen zur Intimgesundheit während der Schwangerschaft?
Ja, gerade in der frühen Schwangerschaft solltest du darauf achten, dass deine Vaginalflora im Gleichgewicht ist. Das ist wichtig, denn bestimmte Infektionen – wie zum Beispiel die Bakterielle Vaginose – können das Risiko für eine Fehlgeburt erhöhen. Eine gesunde Vaginalflora zu erhalten ist bei gesunden Frauen aber ganz leicht: Mit einer Milchsäurebakterien-Kur kannst du Infektionen einfach vorbeugen. Bestimmte Präparate hierfür kannst du auch bedenkenlos in jedem Stadium deiner Schwangerschaft selbst anwenden.
3. Bekomme ich vor der Geburt wirklich einen Einlauf?
Das kannst du selbst entscheiden. Früher gehörte ein Einlauf vor der Entbindung im Krankenhaus zum Standardprogramm, aber wenn du das nicht möchtest, kannst du dich ganz einfach dagegen entscheiden. Der Vorteil eines Einlaufs ist, dass dein Baby mehr Platz hat, um sich den Weg durch den Geburtskanal zu bahnen. Vor allem dann, wenn der Darm vielleicht sehr voll ist oder gar eine Verstopfung vorliegt. Für viele Frauen ist es außerdem angenehmer, zu wissen, dass sie nach einem Einlauf keinen Stuhlgang haben werden. Aber hey: Darauf sind Hebammen und medizinisches Personal prinzipiell vorbereitet. Es ist also keineswegs ein Drama. Und viele Hebammen sind so einfühlsam und routiniert, Stuhlgang während der Geburt derart diskret handzuhaben, dass du selbst gar nicht erst in irgendeine – unangebrachte – Verlegenheit kommst.
4. Stimmt es, dass bei der Geburt Verletzungen an der Vulva entstehen können?
Leider ja. Bei der Entbindung – insbesondere dann, wenn eine Saugklocke zum Einsatz kommen muss – können durchaus Verletzungen in der Vagina oder auch an der Vulva entstehen. Dazu gehört zum Beispiel ein Einriss an den inneren Vulvalippen. Aber auch am Damm – also dem Bereich zwischen Vagina und After – können Einrisse entstehen. In manchen Fällen kann es bei Geburtsverletzungen notwendig sein, den entsprechenden Bereich zu nähen. Die Prognose ist aber eine gute. Auch wenn es in der unmittelbaren Zeit nach der Geburt – gerade während des Toilettengangs – noch sehr unangenehm sein kann, verheilen Geburtsverletzungen in der Regel schon in ein paar Tagen.
5. Ist meine Vagina nach der Geburt zu locker für befriedigenden Sex?
Der Beckenboden der Frau wird während der Geburt enorm belastet und deine Vagina muss sich extrem dehnen, ja. Aber im Normalfall bilden sich die bei der Geburt entstehenden Veränderungen nach einiger Zeit auch wieder zurück. Wie „eng“ oder „geweitet“ du dich fühlst, hängt maßgelblich mit deinem Beckenboden zusammen. Und den kannst du trainieren. Stichwort „Rückbildungsgymnastik“: Damit kannst du die Beckenbodenmuskulatur stärken und damit deine gewohnte Stabilität wiederherstellen, sofern keine strukturellen Schäden bei der Geburt entstanden sind.
6. Kann ich während der Schwangerschaft wirklich Hämorrhoiden bekommen?
Ja, das kannst du. Es gibt sogar gleich mehrere verschiedene Faktoren, die dafür sorgen können, dass Schwangeren Beschwerden mit Hämorrhoiden entwickeln. Aufgrund des Drucks des Babys auf den Darm und bestimmter Hormone in der Schwangerschaft erleben einige Frauen in dieser Zeit erstmals Probleme mit dem Gefäßpolster am Ausgang des Enddarms. Die gute Nachricht ist: Häufig lassen sich die Beschwerden konventionell, zum Beispiel mit Salben mit pflanzlichen Inhaltsstoffen, behandeln. Näheres dazu finden Sie HIER! Nach der Geburt verschwinden die Probleme häufig auch schon nach wenigen Wochen wieder.
7. Wird sich mein Sexleben nach der Geburt verändern?
Das kann durchaus sein, ja. Vor allem in den ersten Monaten nach der Geburt, kann es sein, dass Frauen ihre Sexualität als weniger intensiv oder auch als intensiver bis sogar schmerzhaft erleben. Vieles spielt sich bei Paaren im Bett nach der Entbindung eines Kindes aber auch im Kopf ab. Wird es wehtun? Hab ich überhaupt schon Lust darauf? Fühle ich mich als Fulltime-Mama überhaupt gerade in der Stimmung, nur weil das Baby gerade mal 20 Minuten schläft? Viele Paare näheren sich dem Thema Lust und Intimität nach der Geburt wieder ganz neu an. Das kann eine Herausforderung sein – aber auch eine schöne, gemeinsame Entdeckungsreise.
8. Gibt es wirklich Frauen, die bei der Geburt Orgasmen haben?
Spätestens seit dem Film „Orgasmic Birth“ stellt sich vielen Frauen die Frage: Ein Orgasmus während der Geburt? Frauen, die bereits Kinder entbunden haben, können da im besten Fall nur schallend lachen, andere werden bei der Erinnerung an die Schmerzen bei dem Thema vielleicht sogar richtig böse. Dabei ist es durchaus so, dass manche Frauen beschreiben, dass Masturbieren während der Geburt den Wehenschmerz kontrollierbarer macht. Frauen, die ein orgiastisches Geburtserlebnis berichten, beschreiben allerdings weniger ein sexuelles Erlebnis, sondern eine gewisse Art von Rausch aus Glücksgefühlen und dem Gefühl der gemeisterten Herausforderung. Und sie erzählen von einer Art der Selbstbestimmung, mit der sie sich energiegeladen fühlten, wenn sie beispielsweise durch Stimulation der Klitoris ein für sie funktionierendes, körpereigenes Schmerzlinderungs-System während der Geburt entwickeln konnten.
9. Ist es schlimm, wenn ich bei der Entbindung nicht leise sein kann?
Nein! Im Gegenteil: Je lockerer du bist, desto entspannter ist auch dein ganzer Körper und das ist wichtig für die Geburt. Mit dem „Tönen“ – einer bestimmten Atemtechnik für die Geburt – setzen sogar immer mehr Frauen darauf, bei der Entbindung die Anspannung über Laute aus dem Körper entweichen zu lassen. Wenn du versuchst, möglichst leise zu sein, verkrampfst du dich nur unnötig und das ist ungünstig für den Geburtsfortschritt. Lass’ es lieber raus.
10. Ab wann darf ich nach der Entbindung wieder Geschlechtsverkehr haben?
Viele Frauen haben die klassischen sechs Wochen als Faustregel im Kopf, wenn es darum geht, wann man nach der Geburt wieder Sex haben darf. Generell geht es allerdings weniger um eine strikte Wochenanzahl. Wichtig ist, dass der sogenannte Wochenfluss versiegt ist. Das kann aber bei einigen Frauen schon nach vier Wochen der Fall sein. Grund für die angeratene Enthaltsamkeit während des Wochenflusses ist vor allem die vermehrte Infektionsanfälligkeit der Gebärmutter in dieser Zeit. Wenn ihr in dieser Zeit die Finger nicht voneinander lassen könnt, solltet ihr daher zumindest ein Kondom verwenden. Da nach der Entbindung aber auch mögliche Geburtsverletzungen erst wieder heilen müssen und viele Frauen bzw. Paare in den ersten Wochen mit dem Neugeborenen zu Hause ganz andere Gedanken haben, als jene an Sex, solltet ihr gut in euch hinein spüren, wann für euch wirklich der beste Zeitpunkt für den ersten Geschlechtsverkehr nach der Geburt ist.